Thaisilbe nuu Thaisilbe nuu Thaisislbe nuu Nuublüte
In der Schreibstube

      Na
Thaisilbe nuu

Nanu?
Wer plumpst denn da in meine gute Stube?
Nicht die Warnung "Vorsicht, Falltür !" gelesen? Doch? Aber nicht daran geglaubt. Das haben Sie nun davon. Jetzt sitzen Sie fürs erste einmal hier fest.
Thaisilben nuu

Hoffentlich ohne Beinbruch. Ihr Pech, wenn Sie hofften, hier ginge es in den Weinkeller. Hier ist mein ganz privates Chambre séparée. Aus gutem Grund führt kein Wegweiser hierher. Irgendwo muß mir in meinem Internethäuschen ein stilles Eckchen bleiben, wo ich allein sein darf. Ich bereite nämlich die Rechtschreibreform des deutschen U-Hakens vor. Da braucht's Geduld und Ruhe. Was das mit Forellenangeln zu tun hat, fragen Sie. Gar nichts. Sie haben aber recht, so zu fragen. Außer in Angelzubehörläden weiß kaum noch ein Mensch, was ein U-Haken in der deutschen Schrift ist. Da sie nun schon da sind, sehen Sie sich ruhig bei mir um. Was mich dort oben im Schnörkelrahmen umringt, sind vier mal acht thailändische Mäuschen. Wie bitte? Sie sehen keine? Sie meinen wohl, ich sähe schon weiße Mäuse. Ich habe hier nur rote Mäuse, und das liegt nicht am Rotwein. Der lagert nebenan.

Oben wird es Ihnen erklärt, was eine thailändische Nuu ist. So taufte ich die wunderschön füllig blühenden, kleinen rosa Hibiskusblüten, die ich vor ein paar Jahren aus einem Urlaub in Thailand mitbrachte, großzog und Nuu taufte. Dort werden natürlich nicht die Hibiskusblüten, sondern die kleinen Mädchen so genannt. So weit geht jedenfalls unser romantisches Wunschdenken. In Wirklichkeit sagen die Thailänder Ratte zu ihren Mädchen und finden das ganz richtig so. Nun ja! Bei uns, heißt es, ändere sich auch das Verhältnis der Geschlechter zueinander.

Die Titelzeile in Rot, halb auf deutsch, halb in Thai, war also nur eine Wortspielerei. Weil es sich liest wie Na nuu! Aha, werden Sie sich denken. Ist ja auch ganz einfach. Könnte Deutsch sein. Zuerst ein spiegelbildliches großes oder ein kleines N, dann ein U, dem der U-Haken zur Abwechslung mal unten dranhängt. Schön wär's. So einfach hatte ich mir das auch einmal vorgestellt. Eine Bildersprache. Von wegen!


Schon die Nase voll davon? Macht nix! Rechts geht's zum Notausstieg. Treppe hoch, und Sie sind zurück im Foyer. Lassen Sie sich nicht von der Fallgrube ein zweites Mal reinlegen!
Fußspur Ausgangstür
Nuu auf Thai

Noch jemand da, der mehr darüber wissen will? Ein ganzer Kosmos versteckt sich hinter diesem Nuu. Wie sollte es auch anders sein bei einer so fernen Sprache. Die beiden Schriftzeichen sind nämlich kein kleines N und auch kein U. Das erste steht für ein H und das zweite für ein N. Das nachttopfartige Gebilde unter dem N, und darauf kommt es mir hier an, erweckt einen langen U-Laut zum Leben, ein halber Topf einen kurzen. Unter "Anderswo" erkläre ich Ihnen das bildhaft. Diese Einrichtung macht Sinn. Dort ist der U-Laut eindeutig fixiert.

Mäuschen


Wer hält sich im Deutschen zur U-Unterscheidung noch an Girlanden- und Arkadenduktus, außer die Setzer in den Druckereien natürlich. Die ganze Graphologie basierte einige Zeit lang darauf, ob einer n wie n oder wie u schrieb. Der Erfolg eines Bewerbungsschreibens hing unter Umständen davon ab, wie unterwürfig oder abgehoben sich einer präsentierte. "Abgehoben" war nicht willkommen. Das waren schon die Einsteller im Personalbüro. Nebenbei: Heute heißt das Human Resources und steht vielleicht schon im Duden der deutschen Rechtschreibung. Sicher ist, die hingehauene "Klaue" mancher eiliger Zeitgenossen, die eher einer Zickzack-oder Wellenlinie gleicht, wäre mit einem U-Haken an der richtigen Stelle leichter zu entziffern. Andere Eilige schreiben "Hummel" mit einem m und setzen ersatzweise einen Strich über das m. Kenner wissen, was gemeint ist. Andere halten das für einen U-Haken. Noch Eiligere schreiben eine SMS und lassen die automatische Spracherkennung das Problem lösen, wie es nach Hum... weiterzugehen hat. Mit Hummer vermutlich. Wenigstens, solange die Handyrechnung noch bezahlt wird.

Deshalb also mein Reformvorschlag an die Kultusministerkonferenz. Welchen, fragt da noch einer! Nein, nein, ich will nicht den 1941 von den Nazis zusammen mit der Sütterlin-Schreibschrift abgeschafften eintönigen U-Haken wieder ans Licht holen. Grund genug gäbe es natürlich. Schon deshalb, weil er auf Grund einer NS-Vorschrift beseitigt wurde und keiner ihn nach dem Krieg entnazifizierte, sondern irgendwer die Nazi-Regeln beibehalten hat. Es war eben doch nicht alles nur schlecht im Dritten Reich, scheint damals einer still vor sich hin gedacht zu haben. Das Motiv war dasselbe, vor und nach 1945. "Wir" sind unterwegs zur Weltmacht. Die lateinische Schreibschrift ebnet Ausländern den Weg zu unserer Sprache. War auch richtig gedacht. Im Jahre 2005 sieht es allerdings so aus, als wären wir mit unserem Latein zweimal auf die Nase gefallen. Damals und heute, mit Weltmeisterschaft ist nix mehr. Doch zu wenig Goldreserven gehortet gehabt.

Nun also zum U-Haken, der 1941 Großdeutschland unterwegs zur Weltmacht im Wege war. Keinem deutschen Graphiker, auch Sütterlin nicht, ist seit Gutenberg eingefallen, an Hand der U-Hakenform einem Deutschlernenden klar zu machen, ob ein U im Wort lang oder kurz ausgesprochen wird. (Beispiel: Mit Gruß und Kuß!) Die Thailänder haben längst die Lösung dafür, nämlich kurze und lange Zeichen für U. Die sogenannte Rechtschreibereform verlangt nun, daß ein Ausländer, der Deutsch lernen möchte - und die deutschen Schulkinder natürlich auch -, am Wortklang heraushören sollen, ob ein Wort mit ß oder mit ss zu schreiben sei. Andere Völker haben schon lange den Wert von Akzenten entdeckt, nur wir schaffen sie ab.

Vielleicht weiß das Goethe-Institut in Bangkok eine Antwort darauf. Die waren bei der Umstellung ganz vorne dran und haben jeden Thailänder vor den Kopf gestoßen, der glaubte, er könnte endlich nach unendlich viel Mühe ein paar Sätze fehlerfreies Deutsch schreiben. Mein Reformvorschlag also: Es gibt ab sofort wieder U-Haken, und zwar kurze und lange. Den kurzen für Kuß, den langen für Gruß.

Es ginge natürlich auch einfacher: Die unsinnige RSR vom Tisch fegen! Unser Eszett war so einfach zu gebrauchen. Wenn das keine Volksverdummung ist, uns einreden zu wollen, es sei eine Vereinfachung, die Hälfte aller Eszett in "ss" je nach Vokallänge abzuändern! Wer sind hier eigentlich die Dummen?

Sobald Sie dem Wegweiser Muttersprache folgen, wissen Sie, was ich vom neuen Schreibzwang halte. Sie können aber auch einen Ausflug nach Anderswo buchen. Sie sind dann mit mir zu fernen Sprachinseln unterwegs, kommen sogar nach Thailand und sehen anschließend die Welt vielleicht mit neuen Augen, besonders aber die eigene mickrige Welt unseres Beamtenstaates. Es wird bestimmt nicht langweilig werden.


Mit Gruß und Kuß Kolibri im Flug
Sie wollen jetzt meinen Kolibri allein lassen?
Bitte links den obersten Klingelknopf drücken! Dann stehen Sie wieder vor der verhängnisvollen Falltür. Halten Sie aber diesmal Ihren Zeigefinger besser unter Kontrolle!

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