Das Geschäft mit der Rechtschreibung
Vorsicht, bissiger Hai !
Bitte, Mäuse an der Leine führen und nicht die gelben Buchrücken antippen!
Dahinter werden gerade die nächsten 5000 neudeutschen Wörter ausgebrütet.
DDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Hat Sharky Gelbsucht? Es scheint so.
Es machen ihn wohl gewisse Buchrücken tobsüchtig

DDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Warum haßt mein Daß das Dass?
Mein Haushai

Wer hat nicht alles seit 1996 in deutschen Landen mit den Zähnen geknirscht, wer nicht am liebsten umsichgebissen wie dieser Hai. Manch einer hat es versucht. Die großen Dompteure aus Politik und Kommerz haben es jedoch verstanden, ihre alberne Rechtschreibreform der Mehrheit aller Deutschsprechenden aufzuzwingen. Sie suchten sich das schwächste Glied aus: Schulkinder und subalterne Lehrerschaft. Diese kuschen sowieso, und jene müssen es wegen der Zensuren. Die widerspenstigen Großen, hieß es, könnten ja weiter so schreiben wie bisher, aber lesen müssen sie den Unsinn doch. Das Chaos ist vorprogrammiert. Wie der Küchenbulle beim Barras einst knurrte: "Mein Essen ist zwar nicht erste Sahne, aber runterwürgen müßt ihr es in jedem Fall."

Haben manche meiner Landsleute vielleicht ein Problem? Nicht erst jetzt! Das Prügelknabensyndrom. Zuckerrohr und Peitsche. Die Vergangenheit hat es gelehrt: Kein Volk ist so manipulierbar wie dieses. Bloß kein weiteres Mal so unangenehm auffallen in der Weltgeschichte. Ganz egal, wer gerade "befiehlt", alle folgen. Mehr dazu unter Umtauschaktion weiter unten.

Gestern noch ließ der größte Verlag grandios seinen Entschluß verbreiten: "Schluß mit der Schlechtschreibreform !", und sogar die BILD-Leser jubelten wie bei einem Fußballtor. Ein gutes Jahr später ist alles nicht mehr wahr. Hatte es vielleicht doch nicht den erhofften Mehrumsatz gebracht? Oder stand auf der politischen Schiene Wichtigeres für den Springer-Verlag auf dem Spiel? Zweifellos. Mittlerweile ernährt die Reform ihre Erzeuger. Wörterbücher sind schneller veraltet als neue nachgedruckt. Ein Regelkonverter folgt für knapp 50 Euro dem nächsten und gibt ganz automatisch der deutschen Rechtschreibung ihr zwangsreformiertes Gesicht. Viel zu schade, Gehirnschmalz an Kommaregeln zu vergeuden, denkt sich mancher selbstgefällig und weiß schon jetzt nicht mehr mit Sicherheit, wo ein Komma hingehört und wo nicht.

Damit kein Irrtum über meinen Haushai beim Besucher aufkommt: Haie sind Allesfresser. Bücherhaie dagegen verschlingen nur Bücher. Nicht aus Freßgier, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, sondern aus Wißbegierde. Sharky, mein freundlicher Haushai, der hier gerade zwischen Bücherregalen wie irre hinter Lesestoff herjagt, ist einer von dieser Art. Seine Vorliebe für Gelb ist rein zufällig. Ich habe mal gehört, Haie seien farbenblind, könnten aber gut riechen. Vielleicht stinkt ihm irgendwas in der Nähe ganz fürchterlich.

Gewichtstemmer aus Pappmasse Rechtschreibung kann ganz schön schwer sein

Auch ich liebe Gelb. Van Goghs Sonnenblumen zum Beispiel. Auch der Duden ist mir fast täglich Begleiter. Ich halte mich daran, wie der Blinde an seinen Krückstock. Wer ohne dieses Werkzeug oder ein vergleichbar besseres auszukommen behauptet, verschickt nur zwei Postkarten im Jahr, sagt die Unwahrheit oder schreibt schlecht. Mir rutschen trotzdem Schreibfehler raus. Sie gehören dazu. Sonst hätten wir eben beim Latein der Römer bleiben müssen, denn das war leichter zu lernen. Wenn da nicht dieser Armin, der Cherusker, gewesen wäre! Einst in römischen Diensten stehend, hatte er - wie ich in der Lateinstunde - diese Sprache so satt gekriegt, daß er im Teutoburger Wald mit seinem Schwert dem Spuk ein Ende machte. Latein und Lateinpauker haben es trotzdem überlebt. So tief kann Sprache sitzen.

Ich möchte zusammenfassen: Die Engländer haben Buchstabengruppen in ihren Wörtern, die sich von einem Mal zum anderen anders anhören. Dieses Durcheinander wehrt sich gegen jede Ausspracheregelung, aber alle Welt lebt protestlos damit und kann nicht genug davon kriegen. Die Franzosen haben ihre Nasallaute in allen Nuancen. Erlernbar sind sie nur übers Gehör. Spanisch scheint Beimengungen aus unserer eigenen Muttersprache zu besitzen. (Der Westgoten wegen?) Keinesfalls das R. Das rollt keiner so trillernd über die Zungenspitze wie einer aus der Estremadura. Vielleicht können es Mexikaner noch besser, aber die kamen ja alle einmal aus demselben iberischen Armenviertel. Kein sichtbares Problem beim Italienischlernen. Es bietet sich wie eine Wiese in voller Blüte dar. Die Chinesen sollten wir neuerdings nicht vergessen. Sie fahren mit ihren Sätzen Achterbahn. Trifft einer beim Sprechen den falschen Ton, fliegt er im hohen Bogen raus, wird also nicht verstanden.

Der Taufpate meiner Humboldtschule hat es so formuliert: "DieVerschiedenheit der Sprachen ist nicht eine Verschiedenheit an Schällen und Zeichen, sondern eine Verschiedenheit der Weltansichten." Damit wird deutlich, was bei jeder willkürlichen Sprachpanscherei auf dem Spiele steht.

Mir fällt in diesem Zusammenhang ein thailändischer Freund ein. Wenn er mir einen deutschen Brief schreibt, ersetzt er das auf seiner englischen Tastatur nicht vorhandene Eszett durch das bei ihm vorhandene Währungszeichen für Bath. Es sieht dem Eszett täuschend ähnlich.

Das Währungszeichen für Bath ersetzt das

Die Erklärung des Thailänders dafür: Es sei unhöflich, die Schrift eines anderen Volkes willkürlich zu ändern. Sie selbst pflegten sogar ganz aus dem Gebrauch gekommene Uraltschriftzeichen wie Reliquien. Das Goethe-Institut hat - nicht nur in Bangkok - mit der Art, wie es mit der deutschen Sprache seit zehn Jahren herumhampelt, Millionen Lernwilliger Knüppel vor die Füße geworfen. Dazu muß man zuerst einmal wissen, wie ungeheuer schwierig es für einen nicht-europäischen Ausländer ist, einen deutschen Satz nach den bisherigen Regeln fehlerfrei zu schreiben. Eine unverschämte Zumutung für einen lernwilligen Asiaten ist es, die neue Eszettregel je nach der vorausgehenden Vokallänge anwenden zu sollen. Woher kennt er die?

Da meinte einer, auf die paar Ausländer käme es nicht an. In jeder vom Tourismus oder von deutschen Industrieansiedlungen beglückten chinesischen Stadt lernen Hunderte junger Leute mit größtem Eifer Deutsch. Sie sprechen es nach drei oder vier Jahren so gut, daß es schwerfällt zu glauben, der oder die Sprechende sei niemals in Deutschland gewesen.

Keilschriftzeichen
Nebukadnezar mußte noch ohne Duden auskommen

Und wir? Wir Deutsche haben unsere in Jahrhunderten gewachsenen Rechtschreibungsschwierigkeiten. Damit läßt sich leben, solange kein Dreimalkluger gewaltsam daran zu rütteln versucht. Ein Wörterbuch gehört also in jeden deutschen Haushalt. Deshalb entsorge ich auch am unteren Seitenrand den gelben Abfall, der unverdaut aus Großmaul Sharky wieder ans Licht kommt und führe ihn neuer Verwendung zu. Wer weiß, wofür’s gut ist, denn bis dato sind im Deutschen verwurzelte Begriffe im Duden noch in der Überzahl. Wer weiß, wie lange noch! Die Talfahrt geht weiter.

Damit ist alles klar. Spätestens jetzt wird es jedem Besucher auffallen: Ich habe im Deutschen auch ein Problem. Ich kann nicht verstehen, daß das Daß, das mich ein Leben lang, also schon in Sütterlinschrift und Fraktur begleitet hat, plötzlich aus heiterem Himmel und wie von Aussatz befallen, geächtet wird und in den Papierkorb verstoßen werden soll. Warum bloß?

Dagegen wehre ich mich. Hier überschritten die Politiker ihre Macht und das über unsere Köpfe hinweg. Politik- und Politikerverdrossenheit sind die Folge, fegt sie aber leider nicht aus ihren Sesseln. Wird dann endlich einmal einer oder eine abgewählt oder wegen anderer Missetaten aus dem Amt gedrängt, steigt der Applaus zum Himmel. Warum nicht vorher schon mit Steinen werfen. Es gibt bestimmt einen Minister in Berlin, der erklären kann, wie’s gemacht wird, damit es zum Erfolg führt.

Zuerst diese völlig mißratene Rechtschreibreform.
10 Jahre lang wird schon daran herumgedoktert.
Das Gute daran: Gesundes Mißtrauen gegen alle Politiker wächst.

Welcher Reformschrott kommt als nächstes auf uns zu?
Profilsüchtige Politiker arbeiten daran und wollen "unseren Bürgern"
- sagt die liebe Tante - keinesfalls in die Tasche greifen.
Der deutsche Michel als Watschenmann glaubt es vielleicht sogar

Hier ließen sich aber auch Schulmeister vom Kommerz vor den Wagen spannen, als ob es ihre Aufgabe gewesen wäre zu entscheiden, was richtiges Deutsch sei und was nicht. Ihre Aufgabe ist es, es verständlich zu vermitteln und erlernbar zu machen. Jetzt diese Bevormundung. Ich lasse mir doch auch keinen Ring durch die Nase ziehen oder den Pimmel beschneiden, weil das gerade in Mode ist und zahllosen ansonsten Erwerbslosen mit Stechen und Brennen die Kasse füllt, bis jeder hier wie ein Maori oder Zentralafrikaner rumläuft. Als ob wir das auch noch bräuchten. Ist unsere Zeit nicht schon grimmig genug?

Chinesisches Schreibzeug

Das Thema dreht den Magen um. Zur Auflockerung habe ich auf dieser Seite kolorierte antike chinesische Holzschnitte wie Konfetti über den Text gestreut. Die Bildchen sollen daran erinnern, daß unsere Welt nicht nur aus stocksteifer Schulmeisterei besteht. Sie bietet mehr. Das macht sie lebenswert.

Die Bedeutung der Darstellungen, hier nebenan das Handwerkszeug des Künstlers, spricht für sich selbst. Ein direkter Zusammenhang zum Fließtext besteht nicht. Ich hoffe, die Einsprengsel lenken nicht allzusehr vom Textfluß ab. Betrachten Sie sie wie Papierschnipsel vom Straßenkarneval, die sich erst zu Hause von der Mütze schütteln ließen. Irgendwie haftet doch der beabsichtigten Rechtschreibreform auch etwas Karnevaleskes an wie ein richtiges Narrentreiben. Für Humor ist freilich kein Platz. Unsere Narren müssen ernst genommen werden.

Im Papierkorb war bisher schon jedes Probeabonnement einer großen Zürcher Zeitung, des Südkuriers, der Süddeutschen und anderer gelandet, denn mir gefiel das Dass darin nicht. Nun ja, mein Lieblingsblatt aus Frankfurt durfte sich über meine Anhänglichkeit ans Daß ein paar Jahre lang freuen. Bis die Herausgeber nach sieben Jahren einen Rückfall ins Reformerdeutsch ganz ohne Not durchsetzten. Das hat sie zu Aussätzigen gemacht, deren Erzeugnisse von ungezählten treuen Lesern seitdem nicht mehr in die Hand genommen werden. Wenn aber laut früherer FAZ-Aussage an die 400 Zeitungen und Zeitschriften, dazu viele Verlage an der etablierten Rechtschreibung festhalten, finde ich es sehr bedauerlich, daß diese Tatsache dem Lesewilligen nicht deutlicher kundgetan wird. Und wie? Ganz einfach.

Vorher noch zwei Hinweise auf andere Internetseiten zum Thema:

Der zweite Verweis führt zur Internetseite von Jürgen Frielinghaus. Dort finden Sie Wege zu allen Internetplätzen, die sich gegen die Rechtschreibreform und für den Erhalt der deutschen Sprache einsetzen:

Geht es Ihnen nicht auch so? Sie greifen im Buchladen nach einem begehrten Titel, überfliegen den Anfang, bis Ihnen das erste „dass“ ins Auge sticht, vermuten ganz richtig, daß das erste „aufwändig“ nicht weit weg sein kann und legen das Machwerk der Willkür angewidert beiseite, bevor sie beim Weiterlesen auf den ersten „heiß ersehnten“ Kuß stoßen (Schon ganz schön heiß irgendwo, nicht!) und die Wände wirklich hinaufgehen. Vor kurzem ein schnell gefaßter Einkauf nach zeitraubender Suche: Altbundeskanzler Schmidts „Mächte der Zukunft“. Das „daß“ darin sah mich halt so rührend hilflos an. Es geht also auch anders.(Siedler Verlag, München, 2004) Wie schade, wenn mir wegen falscher Rechtschreibung der Buchinhalt entgangen wäre.

Daß-Werbung als Buchaufkleber

Deshalb mein Vorschlag an alle Verleger, die keine Waschlappen sind, uns Lesern von der eingebürgerten Schule, der Mehrzahl also, die Lesestoffauswahl zu erleichtern. Ein Aufkleber auf dem Umschlag genügt, ein Markenzeichen, das uns sofort sagt, wonach wir zu greifen haben. Sinkende Umsatzzahlen schmerzen. Auch das könnte bei Helmut Schmidt gestanden haben.

Umsatzrekorde hat seit der Ankündigung der RSR nur ein Verlag erzielt, nämlich der, der die Rechtschreibung für sich alleine gepachtet zu haben scheint. Das macht ihn verdächtig. Jeder, der die Nase schon einmal ins Vermarktergeschäft mit seinem Heer an teuren Meinungsbildnern und Lobbyisten gesteckt hat, weiß, wie der Hase läuft. Er weiß auch, welche auf Akademien ausgetüftelten Tricks angewendet werden, den weniger kleveren Landsleuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. (Siehe Umtauschaktion!) Andere Tricks führen stracks ins Kittchen. Die Mehrheit hat keine Ahnung, wie sie an der Nase herumgeführt wird.

Chinesischer Schreibtisch Ein Schreibtisch ohne Computer?



Mit Gruß und Kuss
wie ein Geschoss aus meinem Schoß
Und das auf einem Fuß!
Was für ein Stuss!

Was der holprige Text soll? Ganz einfach! Ob es um die bisherige oder um die aufgezwungene RS geht, vorausgesetzt wird, daß einer vorher schon weiß, wie ein Wort ausgesprochen wird, also mit langem oder kurzem Vokal. Da grübeln ABC-Schützen, Ausländer oder Taubstumme, was auf dasselbe herauskommt, über die Länge eines Vokals nach. Das ganze wird als Vereinfachung verkauft. Das ß stand für beide Fälle, also für lang und kurz. Kein Umlernen nötig. Welchen Grund gab es sonst noch, das gewohnte Schriftbild gewaltsam zu ändern? Jeder weiß es längst: Steigende Umsatzerwartungen der gesamten Druckbranche. Deren Interessenvertreter sorgten an geeigneter Stelle für politschen Rückhalt. Heute will kein Politiker zugeben, wie er seinerzeit an der Nase herumgeführt worden ist. Daß ein Bundespräsident sagen konnte, diese Reform sei überflüssig wie ein Kropf, hat keinen Kultusminister im Ernst interessiert. Warum wohl?

Das eine der beiden ß in ein Doppel-S aufzulösen, hilft niemandem und führt bereits jetzt dazu, daß das ß in vielen Fällen als ss geschrieben wird. Barfuss! Warum dem Unsinn nicht die Krone aufsetzen und die kurzen Vokale mit einem Akzent auszeichnen! Wir haben sie doch auf unseren deutschenTastaturen zum Fackenfüttern, wie es in Tirol heißt, also im Überfluß. Gegenargumente zur Eszettregel lassen sich nicht nur in den östlichen Bundesländern Österreichs finden. Sagt dort einer "Schuß" statt wie in der eigenen Mundart "Schuuß", heißt’s sogleich: "A Piefke!", ein Reichsdeutscher also. Das Gehör verlangt dort auch nach den neuen Regeln ein Eszett.

Unsere südlichen Nachbarn hatten schon immer ein Dudenproblem. Als ich ein Manuskript einem österreichischen Verleger anbot, versicherte der mir, es werde natürlich nach der bundesdeutschen Dudenvariante gesetzt. Der einheimische Duden sei a Schmarr’n. Das kommt vom Eigenbau.

Libelle über Seerosenblättern
Eine Libelle setzt zur Landung
auf einem Seerosenblatt an

Was dachten sich aber die nicht unmittelbar an der Reform verdienenden Buch- und Zeitschriftenverlage? Was dachten die sich, die den Unsinn ganz ohne Zwang mitmachten und sogar draufzahlten? Nur, daß sie Jawoll zu sagen hätten? Die Generation, der das eingebleut worden war, hat schon lange nicht mehr das Sagen. Trotzdem: Jawoll-Sagen gehört in Deutschland zu den endemischen Unkräutern. Wer wird für diese Abzockerei jetzt verantwortlich gemacht? Nun gut! Kein Verleger hat heute noch Zeit, Bücher zu lesen. Neben jenen der Finanzbuchhaltung, versteht sich.

Pfau im Sturzflug
Ein Pfau im Sturzflug, ein seltener Anblick

Macht und Ohnmacht unserer Politiker. Wobei deren Ohnmacht nur dort ans Licht tritt, wo es um den eigenen Gesichtsverlust geht, eine Entscheidung zurückzunehmen, die jeder für ausgekochten Unsinn hält und sie selbst im stillen womöglich auch.

Weil sie nicht wissen, wie sie von Interessenkonglomeraten gegängelt worden waren? Oder wissen sie es doch und wurden nur noch nie von einem Beherzten an den Pranger gestellt wie so mancher Kollege bereits?

Geschieht das endlich einmal, dann hackt in der Presse von heute auf morgen jedes zahnlose Huhn auf dem Gestrauchelten rum, und jeder sagt es plötzlich laut, was schon lange laut hätte gesagt werden sollen: Daß die Multikultigesellschaft gescheitert sei wie die rot-grüne Koalition, oder daß es vielleicht für den Frieden im Mittleren Orient nicht dienlich war, den Schah von Persien ausgerechnet bei uns mit faulen Tomaten zu zwingen, sein aufstrebendes Land im Chaos versinken zu lassen, und daß es vielleicht immer noch mehr Leute gibt, als einer glaubt, die ihr eigenes Deutschland am liebsten den Bach runtergehen sehen möchten. Nur gemach! Es geht. Langsam aber sicher. Der treffende Spruch wird doch nicht vergessen worden sein: Die dümmsten Kälber wählen sich ihren Metzger selber.

Blühende Narzissen
Einen leider nicht duftenden Gruß an unsere Freunde in Basel

Auch wenn mir versichert wurde, die sogenannte Rechtschreibreform sei in Einklang mit den Eidgenossen, meinen Nachbarn, abgestimmt worden, das mag ja Unbedarfte beeindruckt haben und sollte es auch. Was immer das praktisch heißen mag, wer's glaubt, wird selig. Die Eidgenossen führen deshalb noch lange kein Eszett (ß) dort ein, wo es sogar laut Reform zu stehen hat. Die Dummen sind nur wir, und wir lassen es mit uns machen. So ein falsches Dass und nicht nur dieses tut mir jedesmal in den Augen weh und manchmal auch sonstwo.




Schweizer Flagge

Schweizer Verkehrsmittel: Ordnungsbusse

In der benachbarten Schweiz, unserem Rechtschreibreformpartner, gab es seit der Stellwagenzeit schon ordentliche Busse. Heute heißen sie sogar so: Ordnungsbusse. Der Unterschied zu anno dazumal: Das Billet ist jetzt teuerer als früher, und es ist gleich, ob die Fahrt nach Interlaken angetreten wird oder vor dem Losfahren in Züri nur unvorsichtig geparkt.
Der Hintergrund? Einmal hatte ich drüben bei den Eidgenossen meinen PKW unter einem Parkverbotsschild abgestellt. Ein rechteckiges Zusatzschild sagte es deutlich, wer dort nicht parken durfte: BUSSE. Die Busse sah ich bei meiner Rückkehr aus dem Museum auf dem Strafzettel. Ganz viele Bussefränkli.

Straßenschild in Basel



Dem zu schmächtig geratenen „ä“ ist es anzusehen, wie unwohl es sich in dieser Nachbarschaft fühlt.

Die Rechtschreibreformer in der Schweiz vergriffen sich an historisch gewachsenen Schreibweisen, weil es die neuen Regeln so wollen. In Basel haben sie damit keine Freunde gewonnen.

Dabei hatten sich die Eidgenossen 1935 nicht unter dem Zwang ihrer Computerbesessenen vom Daß getrennt. Es hatte damals auch kein Heer von Interessengruppen sämtliche Bundesräte und deren Berater hinwiederum bekniet und vielleicht sogar beknetet. Damals gab es in Appenzell noch nicht einmal eine elektrische Melkmaschine, geschweige denn eine elektronische zum Wörter-Raussaugen. Die brauchten damals einfach Platz auf den neuen Schreibmaschinen im Vielsprachenstaat. Wohin mit drei verschiedenen Akzenten, mit der Cédille und dem Trema. Die Frankophonen gaben keinen Strich her.

Giottesanbeterin auf Blüte
Eine Gottesanbeterin auf der roten Blüte folgt ihrem eigenen Kult

Typische Reaktion deutscher Gemüter in so einem nationalen Notfall: Dann verzichten wir halt auf unser ß. 70 Jahre später wäre es kein Problem, auch dem ß wieder ein Plätzchen auf der Tastatur zu gönnen. Wer aber weiß dort noch, wo eins hingehört? Der in Deutschland eingesetzte Rechtschreibungskonverter wüßte es natürlich. Soweit geht die Reformverbrüderung aber wieder nicht. Mit wem haben wir uns da eigentlich zu einer gemeinsamen Rechtschreibreform verbunden! Heute wären sie vielleicht froh darum, einen Buchstaben mehr im Alphabet zu haben. Warum? Nur weiterlesen!

Wenn das nicht zum Nachdenken anregt, wie Geld die Welt, also uns, regiert. Irgendwann wurden wir gezwungen, das deutsche Ä,Ö und Ü als AE, OE und UE zu schreiben, weil die internationalen Datenverbindungen keinen Umlaut verstünden und am anderen Ende der Leitung nur Datenmüll ankäme. Inzwischen haben die großen Internetmacher erkannt, daß Ihnen bei weiterem Zulauf die Homepageadressen für neue Bewerber ausgehen und damit wachsende Einnahmen. Einen Schwenk um 180 Grad. Plötzlich die dringende Aufforderung, das Eszett und die Umlaute in der Adresse zu belassen. Von Datenmüll ist keine Rede mehr.

Wandermönch in Begleitung unterwegs

Buddha auf dem Wege nach Gaya? Der Sammler verbeugt sich dankend für jeden guten Hinweis

Buddha on his way to Gaya? Kindly help me, if you know?
"

Die wirklich auf Hochdeutsch eingeschworenen Eidgenossen sind zu bedauern. Ich hörte kürzlich dem Präsidenten einer international wirkenden Fluglinie aus Zürich auf Schweizer Deutsch zu. Er bemühte sich gerade, seine Aktionäre in der Muttersprache bei der Stange zu halten. Ich hatte auch nach jahrelanger Hörpraxis bei Radio Thurgau und DRS nicht verstanden, worum es eigentlich ging. Zum Glück aber lief der Vortrag in Untertiteln auf Hochdeutsch am Bildschirm mit. Weil es der Redner selbst nicht besser konnte? Vielleicht auch nur seine Zuhörer nicht? S'isch wirkli g'schpassig g'sie! Noch lustiger wird’s, sobald bei den Eidgenossen die Lufthansa den Ton angibt. Da möchte ich gerne mal Mäuschen spielen. Hoffentlich haben sie im Vertrag schon die Ausgaben für Simultanübersetzer aus dem Schwyzertütsch einkalkuliert.

Schon unserem größten Reformer war das Geschäft leichtgemacht worden. Was wäre aus Martin Luthers aufmüpfigen Streit- und Schmähschriften ohne Ludwig Gensfleischs Erfindung der Buchdruckerkunst geworden? Ein ähnliches zeitliches Zusammentreffen gab es auch bei der Verkündung der Reform zur deutschen Rechtschreibung. Ja, es schien mir, als hätten alle Programmierer und Vermarkter von automatischen Rechtschreibprogrammen von Seattle bis Tripstrill nur darauf gewartet, daß endlich die Reform beschlossen werde. Sogar Universitätsprofessoren in Sprachwissenschaft und Informatik. Was für eine Koincidenz! Da man doch weiß, wie sich andere kluge Professoren als Meinungsbildner für die vermarktende Industrie auf deren pay rolls haben setzen lassen und dann auf Gottes weiter Welt bestimmte Produkte schönreden, heute für diesen, morgen für die Konkurrenz, vor allem aber für viel Geld.

Souvenir aus Tripstrill
Eben fiel das Wort Tripstrill.
Trippstrill, Tripsdrill oder wie geschrieben?

Es steht nicht mehr im Duden, aber bei Ernst Klett, Stuttgart,
in Hugo Wehrles Deutschem Wortschatz von 1942.

Wahrscheinlich, weil sich in Mannheim keine Altweibermühle dreht. Bei mir hängt eine sogar an der Wand. Warum sie eigentlich nicht für Kultusminister wieder in Gang setzen?


Wird doch nicht die Duden-Redaktion sich sorgen, sie könnte selbst zwischen die Mühlsteine geraten? Deshalb lieber gleich ganz weg mit ihr! Immerhin weist auch heute noch eine Autobahnausfahrt auf Tripstrill hin. Warum also nicht mehr im Duden? Jeder weiß es. Damit Platz wird und weitere Vokabeln aus fremden Sprachen in die "gültigen Regeln der deutschen Rechtschreibung" einfließen können.

Chinesischer Pavillon am Wasser
Einladung zur Teestunde im Sommerpalast?

Eine Art Endlösung also und ein gutes Geschäft für alle, die einem vordergründig das Leben leichtzumachen versprachen. Niemand muß sich mehr anstrengen, war den geplagten Lehrern und Schülern versprochen worden. Es darf sogar weitergeschrieben werden wie bisher, kriegten die Aufmüpfigen zu hören. Man denke nur! Das "Gehirn" im Rechner erledigt das ganz einfach und allein. Im Endeffekt bedeutet das, ob dumm, doof oder Genie, jeder kann schreiben, wie es ihm rauskommt. Korrekturprogramme bringen das später im Leben automatisch ins rechte Lot.

So schleppt sich jeder bis zum Schulabschluß durch. Später, im Alltag, gehört zu jedem Textverarbeitungsprogramm ein Regelkonverter dazu. Was dabei herauskommt, braucht keinen zu interessieren. Darum kümmern sich Programmierer und selbstsichere Sprachgestalter und reformieren nach Gutdünken rauf und runter. Bis alle mit Ausnahme der Experten das gesamte Regelwerk vergessen haben werden. Darüber hörte ich noch niemanden laut protestieren. Dann hat Deutsch abgewirtschaftet und ist am Ende.

Mainau-Smily
Die Blumeninsel Mainau im Bodensee wird wie alle Jahre im Mai von einer Tulpen- und Narzissenflut überschwemmt. Eine seltsame Züchtung bietet sich heuer dem Besucher beim Fahrradparkplatz dar. Seltsame Blüte



Die RSR treibt seltsame Blüten - hier ein smily der besonderen Art


Keine Assistentin wird ihr gewohntes Bürodeutsch umlernen. Jede besorgt sich einen Regelkonverter. Die Dudenredaktion bot 2002 das Herunterladen des Programms aus dem Internet sogar kostenlos an. Da seitdem nichts so unstabil geworden ist, wie die deutsche Rechtschreibung, ist dieser Krückstock inzwischen als "Duden Korrektor Plus 3.0" in der soundsovielten veränderten Ausgabe im Angebot und das für 49,95 Euro jedesmal.

Nein, stopp! Diese Ausgabe wird gerade (Sommer 2006) für 12,95 Euro verramscht. Vermutlich, weil der "allerneueste" Korrektor bereits auf seine Auslieferung wartet. Kleinvieh macht auch Mist. Die Reformer rannten also beim einfachen Volk offene Türen ein.

Bei den ersten Taschenrechnern war es nicht anders. Wer wird jetzt noch das große Einmaleins auswendig lernen! Welchen Produzenten interessierte das. Sollen sie doch alle verblöden, die Hauptsache, wir schreiben am Ende dieses Quartals schwarze Zahlen - und nach uns die Sintflut! Unseren Politikern auf hohem Rosse können kritiklose und mundtot gemachte Wähler nur recht sein. Das hält sie im Sattel.

Kurzer Abstecher zum Auflockern unters Brockhausdach, aber nicht, um nach früheren Dudenausgaben zu forschen, denn den „Urduden“ stellte um 1880 in Leipzig der Nachbar her. Der Stichwörterbestand habe sich seitdem verfünffacht, heißt es im Internet unter „urduden.htm“. Beim damaligen Ladenpreis von einer Mark blieb es auch nicht. Nur eins sei bis zur neuesten Ausgabe geblieben: Betttuch mit drei „t“. Die „preußische Schulorthographie“ habe das damals so gefordert. Wer sagt jetzt nicht: "Typisch preußisch!"

Waschtag in Hongkong
Dudenregeln je nachdem,
woher gerade der Wind weht!


Der Geschoßtreffer am unteren Bildrand war den aufmüpfigen Bewohnern des Sozialwohnbaus in Hongkong zugedacht.

Ganz kann ich der Logik des schlauen Autors von „duden.de“ nicht folgen, vermutlich ein Azubi auf Bewährungsprobe. Zitat: „Die erste Ausgabe ... ist (Sollte wohl heißen: "war schon") ganz auf der Höhe unserer Zeit, denn die ab August 2005 ... verbindliche neue RS schreibt das Wort kein bißchen anders“. Zitat Ende.

  • Meine erste Frage: War Dr. Duden ein Hellseher, der schon wußte, wie Betttuch in 125 Jahren zu schreiben sei? Wie kann er sonst auf der Höhe unserer Zeit sein? Eher ist das Auflebenlassen dieser uralten Regel doch ein Absturz ins längst überwunden geglaubte Wilhelminische Zeitalter.

  • Meine zweite Frage: In welchen Abgründen unserer Zeit befand sich demnach der Duden zwischen 1880 und 2005? Laut meiner 19. Auflage, R 204, wird „Bettuch“ so und nicht anders geschrieben. Vermutlich seit Preußens Untergang. Flattern beim Duden die Bettücher eigentlich je nach politischer Windrichtung? Sie müssen es.

Schlimmer litten die Lexika im Gezeitenstrom. Mein Auge fällt gerade auf den neuen Brockhaus, Allbuch in fünf Bänden, erschienen zwischen 1936 und 1938, ein makelloser Flohmarktkauf für fünf DM. Seinem ersten Besitzer war er zum bestandenen Abitur geschenkt worden. Er fand keine Zeit, die Gabe zu würdigen, rückte zur Luftwaffe ein und starb ein Jahr später über Polen den Heldentod. Es fällt mir schwer, mich bei dieser Vorgeschichte über das Werk zu freuen, aber ein Blick hinein lohnt.

Um Leserlob wird auf der beigelegten Postkarte gebeten. Sie ist bereits an „Herrn F.A.Brockhaus – selbst – in Leipzig C1, Querstraße 16“ adressiert. Bestimmt ist der Adressat seitdem verzogen.

Der neue Brockhaus - Allbuch in fünf Bänden, 1936, 1937, 1938

Ein weiteres Unikum und als Verlegerpech auf rotem Papier in den Einband geklebt, das Folgende: Ins Ausgabejahr 1938 fielen „die großen Ereignisse vom März und April 1938“.

Für den Atlasband war das zu spät. Sie lieferten den von 1937 aus. Da hatte wohl F.A.Brockhaus mangels Meinungsforschern vor Ort nicht rechtzeitig den richtigen Riecher gehabt. Österreich wird kartographisch bei F.A.Brockhaus den „Anschluß“ nicht mehr erleben. Auch die 2. Auflage von 1941/1942 erscheint ohne Atlas. Europas Landkarte ändert sich von Tag zu Tag zehn Jahre lang. Kleiner Trost: Die Brockhaus-Lexika seien „von jeher volksdeutsch ausgerichtet“, hielten sich also grenzüberschreitend an die deutsche Sprachgrenze.

Was mich wundert: Warum heißt es im Internet unter "Brockhaus.com" zum Rückblick über „200 Jahre Brockhaus“, 1937 hätten die Nationalsozialisten die Verbreitung des Volksbrockhaus untersagt. Weil sich so eine Behauptung immer gut macht? Warum kein Wort über den neuen Brockhaus – Allbuch in fünf Bänden, der zwischen 1936 bis 1942 in zwei Auflagen erschienen ist? Geschichtsklitterung?

Was ich an diesen fünf Bänden uneingeschränkt loben möchte: Der Mangel an Stichwörtern aus dem Englischen wird aus dem vollen von Begriffen gutgemacht, die längst aus der Mode gekommen sind, kaum noch bis gar nicht mehr verstanden werden oder seither zu Unwörtern zwischen Gänsefüßchen degradiert wurden. Eine Trouvaille für Liebhaber der Muttersprache und ein Geschichtsbild auf alle Fälle, eins wie aus dem Jenseits. Vielleicht deshalb von "Brockhaus.com" totgeschwiegen? Es lag auf dem Straßenpflaster. Antiquariatspreis heute: etwa 250 Euro.

Felsen und Pflanzen trauern

Fels und Hängepflanzen scheinen zu trauern.

Willkürlich und oft recht malerisch durchlöcherte Taihu-Steine stammen aus Chinas drittgrößtem See. Kein Park oder Garten im Reich der Mitte ohne diese drolligen, auf natürlichem Wege entstandenen Steinskulpturen.

Als ob Sprache nicht gewachsen wäre wie das Volk, das sie spricht, und merke: Latein hat die alten Römer bis heute überlebt! Unsere Sprache überlebt nicht einmal uns, wenn unsere reformsüchtige Regierungsmannschaft so weitermachen darf. Dabei hätten doch bereits am ersten Tage die Kultusminister, von denen alle Kultgläubigen bis dahin glaubten, was erwarten zu dürfen, merken müssen, was für einen Schwachsinn sie da unterschrieben. Das läßt ahnen, wes Geistes Kind die nächsten Reformen aus Berlin sind.Es folgt bekanntlich eine nach der anderen. Am 14.Juli 1998 sanktionierte das Bundesverfassungsgericht das alles auch noch in einem wirklich reformbedürftigen, substantivierten Behördendeutsch. Das Schlimme dabei, sie merken es gar nicht, in welcher ausgedorrten Alltagssprache sie sich bewegen und vielleicht zu allererst selbst einmal reformiert gehörten in ihren antiquierten roten Roben.

Was mich bei diesem Urteilsspruch in Rage (d.i. franz., nicht engl.) brachte und die protestierende Schleswiger Familie noch mehr, war der Bescheid an die Eltern, die fassungslos feststellen mußten, daß sie ihren Kindern zuhause keine Nachhilfe in Deutsch mehr geben konnten, weil sie sonst selbst erst das Neudeutsch der Reformer hätten lernen müssen. Es sei Aufgabe der Lehrer, den Kindern Deutsch beizubringen, bekräftigte das hohe Gericht.. Wenn da nicht nach dem Ergebnis der Pisastudie der Schiefe Turm gleich ganz einstürzt - und einen der allerletzten vom Lehramt noch nicht letal gezeichneten Schulmeister lebendig unter sich begräbt.

Blauer Reiher
Seine Handschrift setzt er in den Sand
und vergißt auch in Abständen Komma und Punkt nicht.

Hat sich eigentlich schon einmal einer die Frage gestellt, es sei bei dieser RSR nur um ein grandioses Ablenkungsmannöver bestimmter Eiferer von links gegangen? Weil es Leute gibt, die aus was immer für Gründen ihr Vaterland samt Muttersprache den Orkus hinabschicken möchten. Wieviele Clintons, Thatschers, Bushs und Blaires müssen sich eigentlich noch haushoch blamieren, bis hierzulande wieder Selbstwertgefühl entdeckt wird? Von vielen deutschen Politikern ist das nicht zu erwarten, die blamieren sich ohnehin schon alle Tage mit neuen Reformvorschlägen auf der Ebene von Schaumschlägerei.

Insekt auf rotem Blütenzweig Neben soviel Rot verblaßt das Insekt

Nichts gegen eine Art Esperanto auf englisch, um sich international am selben Tisch unterhalten zu können. Aber warum spricht alle Welt und besonders die jungen Ansager und Ansagerinnen des Bayerischen Rundfunks trotz meiner Protesthiebe von Highlights, als ob Glanzlicht oder Höhepunkt nicht das deutsche Gegenstück dazu wären? Sind wirklich alle schon so sexverseucht, daß sie sich genieren, den ursprünglichen Sinn von Höhepunkt noch zu erkennen? Englisch breitet sich wie eine Geisteskrankheit aus, statt die sprichwörtliche Halskrankheit zu bleiben. Sollte man die Ursache dieser Kulturvernichtung dort suchen, wo Ami-Englisch Muttersprache ist? Gemäß dem Modebegriff Feindliche Übernahme! Nachdem sie es mit dem Bombenterror nicht geschafft haben?


Schnappschere       Cut & Go Radfahrer Radfahrer

Das hier abgebildete highlight an Borniertheit, aber für den Dorftrottel ganz lustig, stach mir in einem unscheinbaren Südtiroler Dorf ins Auge. Ganz bestimmt können dort nicht einmal Lehrer und Pfarrer fehlerfreies Deutsch schreiben. Bis Kriegsende hatte es ihnen der unselige Faschismus über Jahrzehnte verboten. Dort hat also irgendein Figaro eine Bude zum Haarschneiden aufgemacht und ein Schild wie hier darübergehängt. Kann natürlich sein, daß der Figaro aus Kalabrien zugereist war und gar kein Deutsch konnte. Bleibt meine Frage: Hat in Südtirol ein Tripelsprachigkeitsgesetz das andere über Doppelsprachigkeit ersetzt?

Hairs and Nails

In der Universitätsstadt Konstanz gesehen: Was in deutschen und Schweizer Städten mangels eigenen Sprachgefühls die Frucht albernen und hochtrabenden Getues ist, wirkt auf alle, die englischsprachig aufgewachsen sind, erbärmlich primitiv, nämlich völlig aller Gespreiztheit entblößt, wie "Haare und Nägel". Wer würde auf deutsch so seinen Laden nennen wollen !

Straßensperre
Wanderer in Landschaft mit Brücke Wer genau hinguckt, entdeckt den kleinen Wandersmann,
der von rechts auf die geschwungene Brücke zugeht

Bei uns sitzen die Unholde auf den Sesseln der Dudenvermarkter in Mannheim. Sie handeln nicht böswillig, nur unter Zwang, wie überall in der Industrie und verdienen deshalb unser Mitleid. Wer den Jahresumsatz nicht zweistellig erhöht, fliegt.

Es trügt nämlich, daß der Duden allein die Rechtschreibung der deutschen Sprache pflege, wie eigentlich nach dem Umschlag zu erwarten sein sollte. Er kümmert sich auch um die der Fremdwörter, die noch nicht einmal zu Lehnwörtern geworden sind; aber das steht erst schön versteckt ein paar Blätter weiter hinten, wo es keiner mehr liest.

Es geht nur um die Vermarktermasche, auf Teufel komm raus neue Kunden anzulocken. Zitat: "Die Nr.1 von DUDEN - Mit 3000 neuen Wörtern!" Inzwischen sind es schon wieder 5000 neue Wörter. Wo holen die die eigentlich her? Die plündern, hat es den Anschein, den ganzen englischen Sprachschatz. Geht die „feindliche Übernahme“ also von unserer Seite aus?

Zwei spielende Falter
Zwei spielende Falter

Die sogenannten „neuen Wörter“ sind englische Wörter, wie sie in jedem Handwörterbuch stehen. Keinesfalls sind es Lehnwörter, die längst als brauchbar in unsere Sprache und in unsere Wörterbücher eingegangen sind. Wer auch nur einmal die Nase in die Marketingbüros deutscher Konzerne gesteckt hat, wie Englisch dort bereits par ordre de mufti (So gehört es - wenn schon - zitiert, Herr Ex-Bundeskanzler Schröder!) zur Alltagssprache in manchen Berufen geworden ist, der kann sich ausmalen, was in Zukunft noch alles aus der korrumpierten deutschen Umgangssprache im Duden der deutschen Rechtschreibung landet. Da mag im Augenblick Kollege Clive aus USA gar nicht am runden Tisch sitzen. Wäre er da, würde dieser viel lieber zwecks Sprachgewinn auf deutsch diskutieren, darf aber nicht. Anschließend wird zum Fremdwort erklärt, was nichts anderes ist als ein Wort in einer fremden Sprache. Was hat das im Duden zu suchen? Hier sollten Kultusminister eingreifen.

Ein Rasenstück mit Pilzen

Ein paar Grashalme und Pilze,
das einfache Leben


Die Folge davon: Otto Normalverbraucher:schaut im Zweifel in den Duden der deutschen Rechtschreibung. Dort findet er das Wort Highlight und fragt entrüstet:
Was wollt ihr eigentlich? Es steht doch im Duden!"

Trotzdem ! Mir hat die Reform auch Gewinn gebracht. Die hiesigen Buchhandlungen hatten gut konzertiert beim Erscheinen des "Reform-Dudens" eine großzügige Umtauschaktion geplant. Wer einen alten Duden zurückbringe, kriege beim Kauf eines neuen fünf Mark gutgeschrieben.

Eine einmalige Umtauschaktion: Duden alt gegen Duden neu

Wer kennt nicht unsere lieben Landsleute, wenn es irgendwo was billiger gibt, und wer kennt sie nicht, wenn sie vor der roten Ampel graue Haare kriegen, und kein Auto ist kilometerweit am Anrollen. Wie sollen da Kinder und Jugendliche selbst denken lernen! Sie sollen es gar nicht. Das ist noch immer wie in Großdeutschland. Ein Führer rief "Sprung-auf, marsch marsch!" und Millionen rannten mit "Führer, wir folgen dir!" in den sicheren Tod.

Ich natürlich auch nix wie hin mit meinem abgegriffenen guten Stück aus den Sechzigerjahren. Es verströmte nicht nur den Kajütenduft von 20 Bootsjahren in den Tropen, sondern sah auch so aus, also mit ungezählten plattgedrückten Kakerlaken- und Stechmückenleichen wie Lesezeichen zwischen den Seiten.

Lebende Felsen? Hier streiten zwei, wem die Blumen gehören?

Schreiben werde von nun an ganz leicht, wurde den Umtauschwilligen in der Tagespresse versichert. Sie können gar nicht anders, denn sie leben von Inseraten. Außerdem: Gesetz ist Gesetz! Wie die zur Schlachtbank geführten Lämmer rückte hier auf der Marktstätte eine Menschenschlange Richtung Kasse vor, wo auf einer Palette der glänzend gelbe Bücherberg auf Umverteilung wartete und eine verbeulte Blechkiste daneben den verstoßenen alten schluckte. Das Jahrhundertgeschäft?

Ich schritt die Reihe ab und musterte, was da unterm Arm zum Einstampfen hergebracht worden war. Bis mir ein nagelneu aussehendes Exemplar ins Auge sprang. Ein höfliches Wort, höchste Eile vorgebend, wechselten zwei Duden kostenlos und fast wortlos den Besitzer. Dem Reißwolf war es egal, welchen er vorgeworfen kriegte. Meinem neuen sicher nicht, denn der war wirklich noch ohne Gebrauchsspuren, also nagelneu, 19. Ausgabe, "neu bearb.u.erw. - 1986" und schon damals „Mit 3000 neuen Wörtern“.

Wichtig war für mich der Symbolcharakter dieser Anschaffung: Ich mache den Schwachsinn nicht mit. Symbolcharakter auch in einem ganz anderen Sinne: Da bringt einer einen nie benutzten Duden zur Umtauschaktion, weil er meint, das habe so zu sein. In Mannheim werden sie sich die Hände gerieben oder ins Fäustchen gelacht haben. Meine Frage: Haben sich eigentlich Kläger gegen den Dudenverlag zusammengetan?

Jene mit soviel Marktgeschrei ausgelieferte "allerneueste" Dudenausgabe, die so vielen Treudeutschen das Geld aus der Tasche geholt hat, ist seit dem Gezerre um den Umfang der Schadensbegrenzung schon längst wieder Makulatur. So wird es auch bei jeder weiteren Ausgabe bleiben, seitdem den einst festgeschriebenen Regeln der Teppich unter den Füßen weggezerrt worden ist. Statt Altweibermühle also eine Goldmine für die Dudenmacher.

Etwas zum Nachdenken: Meine Landsleute werden von Italienern als "Gente poco pratica" bezeichnet, also unpraktisch bis unklug, um es diplomatisch auszudrücken. Was könnte ich dem nach 20 in Italien gelebten Jahren hinzufügen.

Landschaft in China mit Bergen, Booten und Trauerweide



Seltsam immer wieder der Kontrast in der chinesischen Kunst zwischen gebeugten Trauerweiden vor schroff emporsteigenden Bergen wie auch im übrigen Leben.
Unberührt davon, sucht sich ein ruhiges Gewässer schlängelnd seinen Weg, und in der Ferne läßt sich ein Segelboot vor dem Winde treiben.

Was dachten sich aber die nicht unmittelbar an der Reform verdienenden Buch- und Zeitschriftenverleger? Was dachten die sich, die den Unsinn ganz ohne Zwang mitmachten? Glaubten diese Leute tatsächlich, daß jemand, der die gewohnte Rechtschreibung seit Jahrzehnten im Blut hat, ein Buch kauft,.wo einem beim Aufschlagen der ersten Seite die Haare zu Berge stehen und nicht nur wegen der Dass.

Ich nicht! Auch meine eigenen nicht! Das letzte hieß INSELTRÄUME. Ich entschuldige mich bei meinen Lesern hier noch einmal für diese dummdreisten Trennungen von Wörtern, die zusammengehören. Die Antwort hieß damals beim DELIUS KLASING VERLAG in Bielefeld: Das automatische Korrekturprogramm sei halt so! Nichts zu machen! Ein Verlag also, wo die Maschine diktiert, wo’s langgeht. In ein paar Jahrzehnten wird ein Hämischer sagen, das sei der letzte Tritt gewesen, bevor der deutsche Michel ein für alle Mal von der Weltbühne flog.

Fragt sich, was dieses Land anderes verdient hat. Wird doch keiner später behaupten wollen, das hätte sich nicht voraussehen lassen. Als unsere jungen Damen vor Jahrzehnten an die Mauern sprühten, ein Leben am Herd sei es ihnen nicht wert, hätte sich auch jede denken können, daß später niemand mehr da ist, die verdiente Rente zu erwirtschaften. Weil es dann an eigenem Nachwuchs fehlt, meine Damen! Im Gegenteil. Damals freuten sich alle Geschäftsleute nur über eins: Verdoppelte Arbeitnehmerschaft, also doppelte Verdienerzahl, doppelter Umsatz, ergo: doppelter Gewinn.



Gottesanbeterin betet



Empfehlung des Hauses

  • Eventuell herumliegende Buchmakulatur aus der Freischütz-Aktion ordentlich per Klick entsorgen,
  • dann eine Rundfahrt mit dem Ballon auf 10000 m Höhe antreten,
  • aber wegen Abschußgefahr das Überfliegen der USA tunlichst vermeiden!
  • Zuletzt über dem Land, wo der Pfeffer wächst, allen Ballast über Bord kippen

Er wird vielleicht jene treffen, die von der schreibenden Zunft seit Jahren dorthin gewünscht worden sind.
Bunter Luftballon
Luft, Luft, Clavigo!

Atemnot?
Sofort
Spülknopf
drücken
und
gut
lüften!
Spülknopf

Bild- u. Textzugang auch
über die PDF-Theke