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Kokosnüsse satt! Wirklich?
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Gruss an Lektorin

Was kann ich noch anfügen?

Dank Verlagsgeduld und Lesergunst steht die preisgünstige Ausgabe von Kokosnüsse satt noch immer in den Händlerregalen. Ich danke dem Verlag auch für die Übernahme der 42 Bilder, die die Erstausgabe schmückten. So verlor das Werk nicht an Wert. Das soll mir einen BeeWee-Dollar wert sein. (BeeWee = British West Indies)

Antiguabriefmarke mit English Harbour

Antigua ist im Osten mit Riffen gespickt, ladet im Westen zum Baden in flachen Buchten ein und besitzt im Süden das vor Stürmen ziemlich sichere English Harbour.

Die übrige Südküste ist nahezu unzugänglich. Das im westlichen Teil vorgelagerte Cades Reef hat viele Schiffbrüche erlebt. Auch einen Bobcat fand ich eines Tages dort. Jahrelang war das unser liebstes Schnorchelrevier. Bis es von Fallenstellern leergefischt war.

Eilandhopperauf Phototermin in Southampton

Der 10 m lange Kat Eilandhopper auf Jungfernfahrt vor Southampton. Nach den guten Erfahrungen auf der 8 m langen Hobby hatte ich Masthöhe und Großsegelfläche bei den alten Maßen belassen.

Was ich hier noch einstreuen möchte, sind Bilder, die seinerzeit durch die Maschen im Sieb gefallen sind: Technische Details, die Einblick in Bau und Handhabung des Bootes bieten; persönliche Erinnerungsbilder, an denen die Zeit genagt hat. Heute reisen Fotos in Blitzesschnelle um die Welt. Anfangs der Siebzigerjahre gab es auf den Kleinen Antillen noch kein einziges Fotolabor. Die Franzosen schickten ihre Filme nach Paris, ich von Antigua aus die meinen zu Kodak in New York. Es dauerte Wochen, bis ich sie wiedersah, wenn überhaupt. Dann lagen sie im Postamt von St.John’s, ich hatte hinzufahren und Einfuhrzoll dafür zu entrichten. Ein grenzenloses Drauflosknipsen gab es damals nicht.

Nach beinahe zwei Jahrzehnten Seglerglück und Seglerleid in der Westindischen Inselwelt war es für mich eine ordentliche Herausforderung gewesen, die dicke Garnrolle aufzunehmen und diesen Lebensabschnitt – meine „roaring forties“ nannte ich ihn einmal – abzuspulen. Bis die Masse an Erinnerungen auf Buchumfang heruntergeköchelt war. Besonders anstrengend deshalb, weil meine Erinnerungen in Tagebüchern stecken. Ich muß mich nicht ständig am Kopf kratzen und grübeln, wie war das denn damals. Schlimmer noch, sich Wort für Wort aus dem Daumen lutschen zu müssen und einen Seglerroman zu schreiben. An Stoff fehlte es mir nicht.

Diese gut 20 Tagebücher und Tonbänder riefen alle Augenblicke Hier! und ich sollte dies und jenes nicht vergessen. Wie oft mußte ich mir damals die Ohren zuhalten. Da war nicht Zeit und kein Raum, alle Schubladen zu öffnen und nach abgespeicherten Kostbarkeiten zu suchen. Ich hatte mich an die große Linie zu halten. Hinter mir lagen knapp zwei Jahrzehnte auf diesem Boot , teils allein, teils mit Weggefährtinnen. Das paßte nicht auf 300 Seiten.

Eilandhopper im Rohbau

Der Rohbau läßt meine Absicht schon ahnen. Die Durchgänge zu den Kojen sind ein starkes, untereinander verbundenes Fachwerkgerüst.

Eine Verbindung zwischen den Rümpfen bestand nicht. Die Niedergänge lagen mitschiffs unter einer aufklappbaren Doppelluke. Beim Öffnen folgte das Wandteil und klappte unter den Deckel.

Vom Mittelteil des linken Rumpfes gab es einen Zugang zur Vorder- und Achterkabine. Diese konnte auch direkt vom Cockpit erreicht werden. Im rechten Rumpf befand sich vorne eine zweite Kabine, mittschiffs die praktische Galley und Eßecke, achtern das Pumpklo.

Abgeschottet nach achtern dahinter war der Motorraum und ein von oben ebenfalls zugänglicher Stauraum. Umfangreiche Tischlerarbeit steckte im Brückenteil zwischen versenktem Cockpit und Bugkante. Die Cockpitbodenfläche = 4 qm, ein „Kingsize“-Bett.

Nach den Erfahrungen auf HOBBY verzichtete ich diesmal auf eingebaute Wassertanks. unzählige 20-Liter-Plastikkanister ließen sich leicht an Land füllen und an Bord sinnvoll als verlagerbaren Ballast stauen. Bootsstege mit Schlauchanschluß gab es ohnehin nicht.

Massive Konstruktion

Statt beide Rümpfe beweglich ans Mittelteil zu hängen, wie bereits bei der Kaimiloa Eric de Bishops erprobt, baute ich auf robuste Sicherheit. Eilandhopper sollte kein Einzweckboot wie Hobby werden. Das hatte nach der Atlantikquerung seine Aufgabe erfüllt. Ich plante ein dauerhaftes zweites Zuhause.

Stauraum im Zwischendeck Der Raum zwischen Tunnel und Laufdeck wurde von zehn großen, absolut trockenen Ablagefächern ausgefüllt. Zugriff von jeder Seite. Die Stützwände gaben dem Deck Halt.

Ich war nach der Antiguareise auf Hobby kein Neuling mehr gewesen. Es war schwer wie Berge-Versetzen, dieses Boot von der Werft bis ins Hafenwasser von Southampton zu bugsieren. Anschließend hatten wir in der ungünstigten Jahreszeit die Überquerung des Atlantiks zu riskieren.

Wenn es noch etwas gebraucht hätte, die Hochseetüchtigkeit von Katamaranen auf die Probe zu stellen, dann war es diese Herausforderung gewesen. Nach der ersten Überfahrt von Mitte Juni bis Mitte Juli – der besten Jahreszeit nach meiner Überzeugung – hatten wir nun das schlimmste vor uns, nämlich im Oktober aus dem Ärmelkanal hinauszusegeln und die Biskaya zu durchqueren. Da hatten wir noch gehofft, es müßte ja anschließend besser werden.

Ich fand beides mitteilenswert in diesem Buch. Was wir unter englischen Geschäftsleuten erlebt hatten, war einfach hanebüschen. Das ließ sich an Ahnunslose als Warnung weitergeben. Dann diese dreiste Atlantiküberquerung im Winter. Sie war nicht ohne Hafentage in Lissabon und auf La Palma zu schaffen gewesen.

Von wegen, keine Abenteuer erlebt! Wenn das keins war, mit gebrochenem Ruderblatt und abgesoffenem Motor an den Untiefen beim Bugio vorbei den Tajo bis zum Lotsenhafen hinter der Torre de Belém hinaufzukreuzen, und das mit der Angst im Rücken, ein fürchterliches Unwetter über Sintra könnte zu früh losbrechen.

Nicht anders auf La Palma. Gerade noch und auch wieder ohne Motorhilfe die Kaimauer des inneren Hafenbeckens erreicht, da brach ein Unwetter los, das die gesamte Schiffahrt zwischen den Kanaren lahmlegte und Frachter an Land schleuderte. Dabei blieb es nicht. Die letzte Schlechtwetterfront wird uns zu Weihnachten überrollen. Da waren wir noch 1000 Seemeilen von Antigua entfernt.

Resümee nach zwei Segeljahrzehnten: Ich hatte Eilandhopper und meine Mitsegler ohne Katastrophen über die Runden gebracht und war nach Europa zurückgekehrt. Zurück, wie könnte es anders sein, das bedeutete Rückkehr nach Südtirol und zu seinen Bergen. Diesmal mit Antje-Henriette, meiner unübertrefflichen zweiten Frau. Mein Schiff war längst ein Stück von uns geworden. Wir hätten ihm das Gnadenbrot gönnen sollen. Ein Franzose nahm sich seiner an.

Wie also aus diesem Haufen Garn etwas Ansehnliches stricken? Handarbeitsbücher verzettelten mich bloß. Ich suchte Rezepte bei meinen Lieblingsautoren, hatte zuletzt die Idee, wie auf der Bühne den Zuschauer, diesmal aber den Leser ins Geschehen einzubinden. Das war nichts für Diagonalleser. Ich hatte drüben 20 Jahre lang den sogenannten Fortschritt zur Rastlosigkeit einfach verschlafen. Die zweite Auflage nahm bereits auf Leseraser Rücksicht.

Selber Hand anlegen Von April bis September arbeiteten wir selbst am Boot. Die Inneneinrichtung kriegte dadurch meinen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt.

Ein solcher war mir auch schon aufgedrückt worden, und zwar von meinem Mailänder Nobelfriseur. Vermutlich beim Kampf mit der Werft um das Gelingen meiner Projekte hatte ich die ersten grauen Haare gekriegt. Letzter Luxus vor dem Verlassen des Kontinents: Zum Friseur! Der meinte, er möchte mir gerne meine natürliche Haarfarbe wiedergeben. Das Verfahren steckte damals noch in den Kinderschuhen. Mein schwarzer Haarschopf macht es auf allen Fotos aus jener Zeit deutlich. Ich war zum echten Italiener "naturalisiert" worden.

Little Rudy's Koje?

Den kleinen Rudi ließen wir eine Zeitlang glauben, der Stauraum unter der Sitzbank neben dem Kartentisch werde seine Koje. Hier probierte er sie schon mal aus.

Im übrigen durften wir ihn keinen Augenblick unbeaufsichtigt lassen. Er hatte bei den Arbeitern den Umgang mit einer Handbohrmaschine gelernt und wollte uns von da ab bei der Arbeit "helfen".


Plumcake aus der Dose, Weihnachten fiel aus

Zu Weihnachten zogen wir die Köpfe ein. Ein bühnenreifer Frontdurchzug mit gigantischen Gewittertürmen und Blitzgardinen und mit Wellenbergen, denen der Sturm die Kämme wegriß.

Wir stellten uns vor, was sich ein großes Schiff wohl denken würde, das uns so vor Sturmfock und Treibanker sehen könnte. Der Dosen-Plumcake schmeckte am zweiten Weihnachtsfeiertag auch noch. Zu allem Überfluß schoß ich mit der Harpune von Deck aus auch noch eine armlange Goldmakrele, die unserer Bordwand zu nahe gekommen war.

Die Steuerbordpinne brach zu Allerseelen vor Finisterre! Ein dramatischer Augenblick. Südwestlich von Lissabon trieb plötzlich ein Ruderblatt an seiner Sorgleine hinter uns her. Der Vorteil des Katamarans: Alles doppelt vorhanden!

Den glatten Bruch des 1 cm dicken Stahlschwertes außerhalb der hölzernen Haltebacken führte ich auf die Vibration beim schnellen Segeln zurück. Es kam nie wieder vor.

Diese Havarie zwang uns, 100 sm zurückzusegeln und in Lissabon eine Werkstatt zu finden, die uns ein neues lieferte. (Sicherheitshalber zwei!) Feuerverzinkung gab es dort nicht.

Was also anfangs beim Buchentwurf auf die Teller kam, war so eine Art Sechs-Gänge-Menü gewesen. Mag wohl sein, daß sich der Chef dabei nicht immer an den Menüplan gehalten hat und die Reihenfolge durcheinanderbrachte. Mir fiel das nicht auf. Ich kannte ja meinen Stoff und verlor den Faden nicht. Ich konnte auch nicht immer so weiter auf der Schreibmaschine korrigieren. Heimcomputer waren gerade erst erfunden worden. Gerne hätte ich später einmal die Schätze ausgebreitet, die Jahr für Jahr im Hintergrund von innen an der Tagebuchkiste kratzten.

Ob ich diese Zeit auf den Kleinen Antillen wiederholen möchte? Ja, gerne, wenn ich mich noch einmal ins Jahr 1969 zurückversetzen könnte. Heute aber nicht mehr. Nichts gegen dieses Segelrevier. Ich habe kein besseres kennengelernt. Ideal das Klima, ideal der beständige Ostwind, das badewannenwarme Wasser, die Unterwasserwelt. Stopp! Diese gehört großteils bereits der Vergangenheit an. Unser Hotel begann schon damals, Langusten aus Kuba zu importieren. Wo schrillt heute noch gleichzeitig an zwei Schleppangeln der Alarm: Fisch!! Wer wissen will, wie die Riffe in Ufernähe voll Leben waren, der tauche auf den Malediven oder bei Lizard Island im nördlichen Teil des Großen Barriereriffs.

Vorbei ist es auch mit stillen, romantischen Buchten, einsamen Inseln, leeren Stränden, einheimischen Preisen und freundlicher Bevölkerung. Alles hat seine Zeit gehabt. Wer es nicht anders kennt, wird auch heute noch Freude an seinem „Karibikurlaub“ haben.

Fixierung der Twinschoten an der Ruderverbindungsstange

Eilandhopper besaß kein Steuerrad, aber zwei Ruderpinnen. Die Verbindungsstange beider läuft hier quer durch das Bild. Sie eignete sich gut zum Belegen der beiden Doppelfockschoten.

Zum Bild: Die Fockschoten der Twinsegel griffen über Umlenkblöcke am Cockpitrand auf die Ruderverbindungsstange zu. Die Schotlänge war verstellbar. Das erlaubte uns, bis zu einem gewissen Winkel vom genauen Vorwindkurs abzuweichen.

Einen ähnlichen Effekt versuchten wir zu erreichen, indem wir die Selbststeueranlage (System Hasler) weiterarbeiten ließen. Wir hatten ja wochenlang Zeit zu experimentieren.


Längsseits in English Harbour

Endlich in Antigua angekommen.
Antonia rückt den Teer- und Ölflecken auf den Pelz

Die Fockspierenlänge läßt ahnen, was für eine Arbeit es war, mit zweien davon am Vordeck die Doppelfock zu setzen – oder noch schlimmer – bei Gefahr schnell zu bergen. Die dank der Backen aufstellbaren Luken am Vordeck sorgten für frische Luft unter Deck. Ich werde sie bald auf einen höheren Rahmen stellen, damit sie beim Segeln manchmal offen bleiben konnten.

Das englische Beiboot vertrug die Tropen nicht. Es bestand aus einem Schaumstoffkern zwischen zwei Plastikschalen. Unter der Sonnenhitze riß der Fußboden auf, Wasser drang ein, kam aber natürlich nie wieder heraus. So wurde es immer schwerer. Eines Tages trieb es von der Festmacherboje nach Westen weg, als wir beim Schnorcheln waren. Alle am Ufer sahen zu und dachten, das müsse so sein. Auch Keith. Er meinte hinterher, er hätte es vielleicht mit einem falschen Knoten festgemacht gehabt.

Eilandhopper in English Harbour unter dem Pulvermagazin.

Eilandhopper hat unter Admiral Nelsons Pulvermagazin den Ankerplatz gefunden, wo Hobby 18 Monate früher auch schon lag. Durch die beiden großen, aufklappbaren Bullaugen fiel der oft zitierte schöne Kopfkissenblick aus den Kojen auf die smaragdgrüne Karibische See.

Unser Arbeitsplatz in der Eisenholzbucht von Antigua

Unser Hotel von einst wäre heute nicht wiederzuerkennen.


Dem Bilderbuchstrand geht es bald an den Kragen. Die Regierung brauchte ihn seit der Unabhängigkeit für ihre Betonbauten.

1970 ankerte Hobby noch neben Eilandhopper und unserem Wasserskiboot, bis auch ihre Stunde geschlagen hatte. Dies ist das letzte Bild.




Indian River, Dominica

Unterwegs zur Reparaturwerft in Fort-de-France entdeckten wir einen kühlen Süßwasserfluß auf dem tropischen Dominica. Das gab es also auch. Die Kleinen Antillen bestanden nicht nur aus Sand und Sonnenschein. Es gefiel uns dort.


Bootsmann Keith aus Antigua begleitete uns. Wir werden seine Muskelpakete bei der harten Arbeit zu schätzen lernen. Leider schaffte es kein modernes elektronisches Bildbearbeitungsprogramm, ihn auf diesem Photo heller erscheinen zu lassen, als er von Natur aus war - und als er es sich selbst immer wieder gewünscht hatte.


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